BAP - dieses Modell macht Schule
Viele anerkennende Worte bei der Einweihung des Anbaus der Berufsakademie Passau
Bericht aus der PNP von Bernhard Brunner
Die Nachtigall in Form des Musikstücks „The Nightingale“ hat, obwohl von Silvia Denk (Flöte) und Carolin Schmidt-Polex (Harfe) virtuos interpretiert, kaum mehr Gehör gefunden bei der Einweihungsfeier gestern Nachmittag in der Berufsakademie Passau (BAP). Zu neugierig waren die Vordersten der geladenen Gäste auf den neuen Anbau an das altehrwürdige Josefsheim an der Neuburger Straße. Ein 3,3-Millionen-Euro-Projekt mit 1300 Quadratmetern Nutzfläche, das trotz der zwischenzeitlichen Insolvenz des Bauhauptunternehmers und des nötigen Resets auf Null innerhalb des vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmens vollendet worden ist.
Mit am meisten Applaus bekam somit Rafael Friedl vom Architekturbüro Friedl und Partner in Passau für diese Meisterleistung aller beteiligten Firmen. Beifall gab es aber auch für den symbolischen überdimensionalen Schlüssel, in den die Silhouette des Gebäudekomplexes mit der überaus gelungenen Symbiose zwischen Altbestand und Erweiterungstrakt in aufgeständerter Bauweise zur Schaffung vieler Parkplätze auf äußerst begrenztem Raum in Zentrumsnähe eingraviert ist. „Wir haben wahrlich einen langen Weg hinter uns“, räumte BAP-Geschäftsführerin Barbara Brauckmann ein. Sie erinnerte daran, dass eigentlich schon ein Jahr nach der Gründung der Institution 2003 das Thema Räume Dauerbrenner in Teamsitzungen und Gesellschafterversammlungen gewesen sei. Die vier Berufsfachschulen seien von Anfang an beengt untergebracht gewesen, sagte die Hausherrin. Doch die Raumnot sei nie ein Hinderungsgrund gewesen, neue Bildungsaktivitäten anzupacken. Das stetige Wachstum der BAP – von 13 Angestellten im Gründungsjahr auf heute 67 Mitarbeiter – ließ Barbara Brauckmann ebenfalls nicht unerwähnt. Jahr für Jahr seien flankierend zu den Ausbildungen neue Fortbildungen und Projekte initiiert worden, so dass man recht bald auf eine Außenstelle in der Spitalhofstraße ausweichen habe müssen. Bei der Suche nach einem alternativen Standort habe sich keine Lösung als optimal entpuppt, und es sei auch erklärter Wille der Kommunen gewesen, den Standort Neuburger Straße beizubehalten, so die Geschäftsführerin. Licht am Horizont hätten sie und ihr „tolles Team“ gesehen, als die Diözese Passau das gesamte Areal vor drei Jahren übernommen habe, so die BAP-Chefin. Als Bedingung für den Verbleib im Josefsheim skizzierte sie die Bereitstellung ausreichender Raumkapazitäten, um den Bildungsauftrag zu erfüllen. Zur Finanzierung des Anbaus sei man auch auf die Fördergelder der Regierung von Niederbayern angewiesen gewesen. Das Resultat aller Anstrengungen: „Wir fühlen uns – und das darf ich wohl auch für meine Kollegen sagen – pudelwohl.“ Barbara Brauckmann verband damit den Dank an alle Mitwirkenden an dem Projekt. Von einer damals geniehaften Konstruktion am Ende einer Sackgasse schwärmte Franz Thurner von der Bezirksregierung in Landshut mit Blick auf die Anfänge der BAP. Der Leitende Regierungsschuldirektor sprach von einer Eigeninitiative mit Vorbildcharakter für ganz Niederbayern. Sein besonderer Dank galt der Diözese Passau, die Voraussetzungen dafür geschaffen zu haben, dass die Schule in der Trägerschaft der BAP seit 2003 zu einer stattlichen Institution herangewachsen sei. „Die Berufsfachschule für Altenpflege hat die Anzahl der Ausbildungsplätze verdoppelt“, fügte Thurner hinzu und verwies auf die große Bedeutung dieser Entwicklung angesichts des demografischen Wandels. Ebenso wichtig sei die Berufsfachschule für Altenpflegehilfe, die hier die staatlich geprüften Pflegefachhelfer ausbilde, so der Vertreter der Regierung. Thurner machte darauf aufmerksam, dass die BAP am Schulversuch zur erweiterten Ausbildung von Migranten, Flüchtlingen und Asylbewerbern als staatlich geprüfte Pflegefachhelfer teilnehmen wird, die sich anschließend zu Altenpflegern oder Gesundheits- und Krankenpflegern weiterqualifizieren können. Neben der Demografie habe das Schulzentrum aber auch die Globalisierung im Fokus – in Form der Berufsfachschulen für Fremdsprachenberufe sowie für Informations- und telekommunikationstechnische Berufe. Als Überraschung hatte der Leitende Regierungsschuldirektor den Zuwendungsbescheid des Freistaats Bayern für die Maßnahme gleich mitgebracht – wohlgemerkt über 1,443 Millionen Euro. Neben neuen Räumen sei aber das Schulleben das wichtigste für die Ausbildungsqualität, abhängig von der Schulleitung, den Lehrkräften und den Schülern. „Hier sind das Miteinander und das Füreinander ausschlaggebend“, unterstrich Thurner, der allen viel Freude am Lernen und Lehren wünschte. Generalvikar Dr. Klaus Metzl, der den modernen und funktionellen Anbau segnete, hielt den im Leitbild der BAP verankerten Respekt vor Lernenden aus anderen Kulturkreisen für besonders ehrenvoll. „Der wesentliche Teil der Integration beruht auch auf einer guten Aus- und Fortbildung“, merkte der Vertreter des Bistums an. Oberbürgermeister Jürgen Dupper beleuchtete das Angebot der BAP, Menschen zu helfen, beruflich wieder oder erstmals Tritt zu fassen, und machte auf herausragende Projekte aufmerksam, unter anderem mit ausländischen Gästen. Auf die Geschichte der BAP, ursprünglich im Zweckverband Volkshochschule organisiert, ging Landrat Franz Meyer ein. Er hob den Mut der früheren Mitarbeiter und Schulleiter hervor, eine Gesellschaft zu gründen und neben der vhs die 60-prozentige Trägerschaft der Einrichtung zu übernehmen. „Die BAP kümmert sich seit Jahren um die Integration von ausländischen Bürgern, sie bietet beispielsweise Deutschkurse und Job-Integrationsprojekte an“, stellte Meyer lobend fest. Die Ohren spitzten viele Zuhörer, als der Landrat vom großen Interesse der Bundeskanzlerin an den Aktivitäten der BAP berichtete. Denn die Institution sei auch bei der Gewinnung von Arbeitskräften für den deutschen Markt und den Passauer Raum erfolgreich gewesen – bei jungen Leuten in Spanien und Ungarn. Der Landkreis und die Stadt Passau hätten die Akademie von Anfang an ideell, aber auch finanziell begleitet, so Meyer, der abschließend bekundete: „Ich bin mir sicher, dass sich die BAP weiterhin gegen Mitbewerber am Markt behaupten kann und ein wichtiger Baustein in der Bildungspolitik des Passauer Landes bleibt.“ Text und Fotos - Brunner