Wir können immer auf Sicht fahren
Berufsakademie für Aus- und Weiterbildung (BAP)
Einen „regionalen Leuchtturm in der beruflichen Aus- und Fortbildung“ hat Fürstensteins Bürgermeister Stephan Gawlik als frisch gewählter Bezirksrat die Berufsakademie für Aus- und Weiterbildung (BAP) bei einer Info-Visite mit Bezirkstags-Kollegin Cornelia Wasner-Sommer genannt.
Die Bezirksräte C. Wasner-Sommer (2. v. r.) und S. Gawlik (l.) mit (v.l.) T. Kast, B. Hackauf, B. Brauckmann u. J. Berga. − Foto: Pierach
PNP - Christine Pierach
So wird seriöse Werbung zum Selbstläufer: Die BAP ist eine gemeinnützige GmbH, Barbara Brauckmann ihre Geschäftsführerin. Die Akademie-Chefin hatte im Bezirkstag ihre Institution vorgestellt. Weil es aber auch um Finanzen ging, in nichtöffentlicher Sitzung. Das fand Stephan Gawlik schade. Und er wollte mehr wissen. Deshalb entschlossen die beiden Bezirkstags-Mitglieder sich zu einem Info-Besuch.
Was sie da aus Brauckmanns Vortrag schon wussten: Die BAP gibt es seit August 2003, als sie sich als GmbH aus dem vhs-Zweckverband ausklinkte. Die vhs behielt 40 Prozent der Anteile. Weitere Gesellschafter sind die drei Schulleiter Bernadette Hackauf (Fremdsprachenberufe), Joachim Berga (Pflege- und Pflegehilfe-Fachkräfte) und Thomas Kast (IT-Berufe). Sie halten die Anteile zu 30 Prozent, die Lehrkräfte zu 22 Prozent.
Nachdem die Diözese 2015 das Josefsheim an der Neuburger Straße erworben hatte, ist es nach Um- und Anbauten seit 2017 die Heimat der BAP. Abends hält die vhs dort Kurse, mithin sind alle Räume optimal ausgelastet. Seit gut fünf Jahren nutzt die Akademie zudem das ehemalige Telekom-Gebäude.
In den 20 Bestehensjahren der Berufsakademie hat der Personalstamm von zuerst 13 Angestellten sich mit heute 72 mehr als verfünffacht. Mit rund 20 Honorar-Lehrkräften kümmern sie sich um 300 Berufsfachschüler und rund 100 Teilnehmende an Fort- und Weiterbildungen. Dazu gehören auch Deutsch als Fremdsprache, geförderte prüfungsvorbereitende Fachsprachenkurse für Ärzte und Kurse für Pflegekräfte. All das bedeutet vier Millionen Euro Jahres-Umsatz (2022) der BAP.
Diese Entwicklung war 2003 unmöglich zu prognostizieren. Deshalb nennt Barbara Brauckmann es „einen mutigen Schritt“ jener 13 Gründungs-Mitarbeiter, aus der Sicherheit des Öffentlichen Dienstes in eine gemeinnützige, also nicht vorrangig auf Geldvermehrung angelegte, private Gesellschaft zu wechseln. „Diesen Mut, diesen Zusammenhalt spüren wir bis heute – die Akademie ist unser Ding.“
Die Pandemie war nicht nur in puncto Unterricht eine Holperstrecke. Für die Fremdsprachenberufe warb das Team Hackauf vor allem auf Messen – die gab es jahrelang nicht. Und auch Beschulen in Klassenräumen war erst weiter möglich durch die Erlaubnis vom Ministerium, Minderklassen zu unterrichten. Jetzt, sagt die Schulleiterin, „sind wir wieder auf dem Niveau von vor Corona“. Ihre Schule profitiert von Passaus Städtepartnerschaften, von der Erasmus-Förderung etwa für Auslandsaufenthalte, zudem teilt die BAP sich Lehrpersonal mit dem Uni-Sprachenzentrum.
Bei den IT-lern, bei denen „der Schulabschluss“ laut Schulleiter Kast „nicht immer das Entscheidende“ sei, auch Mittelschul-Absolventen Aufnahme finden, gab es durch Corona „andere Probleme. Das war ein Knick in der Verlässlichkeit, im Dranbleiben“. Die IT-Schule hat bis ins Rottal Kontakt zu 100 Betrieben, darunter viele Partnerfirmen, die Praktika anbieten, was zum „Feinschliff vor der Kammerprüfung“ beiträgt.
Konstante Förderung stärkt die Pflege-Fachschule. „Pflege ist in Bayern so wichtig, dass sogar eigene Vorklassen voll finanziert werden. In den drei Lehrjahren gibt es dann ein Azubi-Gehalt“, berichtet Schulleiter Berga.
Geschäftsführerin Brauckmann wägt ab: Die Stärken der Akademie seien eine hohe Identifizierung der Mitarbeitenden mit der BAP, Synergieeffekte der Schulen untereinander, kurze und damit schnelle Entscheidungswege – „wir können immer auf Sicht fahren“ – und ein hohes Niveau bei der Digitalisierung. Als aktuelle Herausforderungen zählt sie auf: die sinkenden Bewerberzahlen, der immense Aufwand für Werbung und Akquise, auch von qualifizierten Lehrkräften, und die Schnelllebigkeit der Berufsbilder, an deren Bedürfnisse das BAP-Angebot ständig anzupassen sei. Unberührt für Auszubildende in allen Sparten sind Förderungen wie BAFöG und Zuschüsse etwa für den Schulweg, zum Schulgeld und Wohnbeihilfe.
Gawlik fragte, wie groß die Konkurrenz für die BAP-Schulen sei. In der Pflege gibt es bei einigen Krankenhäusern in Stadt und Land auch Schulen – „und jeder will seine Klassen vollbringen“. „Nicht viel Konkurrenz“ verspürt der IT-Direktor. Schulen für Fachinformatiker wie seine gibt es bundesweit etwa vier. Dafür ist die immer wieder angedachte Kooperation mit der Uni bislang noch nicht realisiert.