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Die BAP

Eine Weltbürgerin baut Brücken

Aus Zufall kam die Chilenin Patricia Vasquez nach Passau, aus Liebe blieb sie hier

Wenn Patricia Vasquez bei schönem Wetter an der Passauer Ortspitze steht, wird ihr warm ums Herz. Es ist ihr Lieblingsplatz in der Stadt.

Chile ist die Heimat von Patricia Vasquez, ihr Zuhause sei aber Passau

Chile ist die Heimat von Patricia Vasquez, ihr Zuhause sei aber Passau

Seit 33 Jahren lebt Vasquez nun schon in Passau. Wenn irgendwo in der Stadt spanisch gesprochen wird, kann man davon ausgehen, dass Vasquez nicht weit ist. Ob als Fremdenführerin für spanischsprechende Touristen, Lehrerin an der Berufsakademie Passau (BAP) oder als tragende Säule der Deutsch-Spanischen Gesellschaft. Die spanischen Teilnehmer des EU-Projekts „Care for Work“, dass sie an der BAP betreut, umsorgt sie wie eine Mutter, „die Leute sollen sich hier wie zuhause fühlen.“ Vasquez sieht sich längst als „Brückenbauerin“ zwischen Passau und dem spanischsprechenden Teil der Welt. Dabei hat es sie ursprünglich nur durch Zufall nach Bayern verschlagen.

Geboren wurde Patricia Vasquez in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Eine schöne Kindheit habe sie gehabt. Ihre Mutter förderte und unterstützte ihr künstlerisches Talent: „Seit ich denken konnte, wollte ich auf der Bühne stehen.“ Vasquez lernt an einer Akademie den Flamenco-Tanz, dazu lernte sie Gitarre und spielte in zahlreichen Theaterstücken. Noch heute tritt sie ab und an mit dem Profi-Gitarristen Clemens „el Moreno“ Peters auf.

Als sie 15 war, wollte das chilenische Fernsehen Vasquez auf ihrem Weg zum Bühnenprofi begleiten und ihr professionelle Manager an die Seite stellen. Ihre Mutter lehnte ab. Statt der großen Show-Karriere machte sie eine Ausbildung zur Chefsekretärin.

1978 begann ihr Passauer Abenteuer. Zuvor hatte sie schon angefangen, Deutsch zu lernen, aus Interesse. Ihr Lehrer in Santiago kam aus Passau, über ihn wurde der Kontakt zum Goethe Institut in Passau hergestellt, Patricia reiste an, um ihr Deutsch zu verbessern.

Ein kleiner Kulturschock war es schon: „Passau war wie ein Dorf. Die Stadt war längst nicht so international wie heute, es gab kaum ein modernes Restaurant. Kein Vergleich zu Santiago.“ Liebe auf den ersten Blick sei es trotzdem gewesen: „Die lange Geschichte , die Altstadt mit den kleinen Gassen, die drei Flüsse, das hat mich fasziniert.“

Quelle: PNP_Stadtredaktion_02.08.2017_Johannes Munzinger

Sie fand nicht nur die Liebe zur Stadt, auch ihren Mann lernte sie hier kennen, einen Reiseleiter, der sie nach ihrer Abreise oft in Chile besuchte. 1979 heirateten die beiden, Vasquez brachte in Chile ihren Sohn Rodrigo zur Welt. „Es war damals ein großes hin und her zwischen Passau und Chile.“ 1984 übersiedelte sie endgültig nach Passau, auch wegen der Unruhen im Land und dem Regime von Augusto Pinochet. Ihre Tochter Patricia Elena kam bereits in Passau zur Welt.

Es sei nicht immer leicht gewesen am Anfang. Die junge Familie lebte zuerst in einem Dorf etwas außerhalb der Stadt. „Das war nicht einfach, die Leute waren sehr verschlossen. Das kann ich auch verstehen, ich war ja die einzige Ausländerin in der Gegend.“ Eine Nachbarin grüßte sie erst nach Monaten zum ersten Mal. Doch sie hielt an ihren Tugenden fest: Offenheit, Geduld und Verständnis. „Es gibt im Leben keine Probleme, nur Lektionen“, sagt sie. Der Satz könnte ihr Motto sein.

„Tranquillo“, habe sie sich damals gedacht, „ganz langsam und geduldig.“ Nach und nach überzeugte sie ihre neuen Nachbarn von sich, trat dem Volkstanzkreis bei und engagierte sich von Anfang an für die Verbindung Passaus nach Spanien. Nachdem Passau und Malaga 1987 Freundschaft geschlossen hatten, wurde 1988 die Deutsch-Spanische Gesellschaft gegründet, deren Büro Vasquez seither leitet. „Als Kind wollte ich irgendwann nach Spanien gehen, ins Land des Flamenco. Durch diese Freundschaft mit Malaga ist dann Spanien zu mir nach Passau gekommen.“

Dabei hätte sie ohne weiteres gehen können. Nach 13 Jahren Ehe ließ sie sich von ihrem Mann scheiden. Die Frage nach dem Warum beantwortet sie achselzuckend: „Wir hatten uns eben auseinander gelebt.“ Doch auch nach der Scheidung wollte sie nicht zurück nach Chile: „Ich bleibe hier, weil ich mich hier wohlfühle. Chile ist zwar meine Heimat, aber Passau ist mein Zuhause. Heimweh habe ich nie.“ Die Scheidung selbst sei wie eine Befreiung gewesen: „Da erst habe ich gelernt, was ich alles alleine schaffen kann. Ich konnte mich endlich entfalten.

Im nächsten Jahr endet das Projekt, für das sie derzeit an der BAP arbeitet. Danach? „Mal sehen. Irgendwas mache ich bestimmt.“ Vielleicht geht sie irgendwann aus Passau.